Heimatverein Weilmünster - Teil 3

  • Es war einmal in Weilmünster

    Geschichten aus der Heimatstube

    Am 28.08.1601 erhielt der Flecken an der Weil von Kai­ser Rudolf II. die Marktrechte verliehen. Die geschicht­lichen Daten, Handlungen und Geschehnisse der Ver­gangenheit und zahlreiche Relikte aus diesen Zeiten verdienen eine ansprechende Würdigung.

    Der Heimat­verein Weilmünster bemüht sich schon seit vielen Jahren Vergessenes sichtbar zu machen. Seit 1998 steht nunmehr eine geeignete Räumlichkeit im liebevoll restaurierten Fachwerkgebäude „Am Bleidenbach 29" in Weilmünster zur Verfügung.

    Über die oben stehenden Titel können Sie verschiedene Geschichten des Heimatvereins nachlesen:

    • Die Post im Weiltal, Teil 3 bis 5
    • 300 Jahre "Zum Posthaus"

    Weitere Berichte aus der Geschichte des Marktfleckens finden Sie im >> 1. Teil << und im >> 2. Teil <<

    Öffnungszeiten der Heimatstube: nach Vereinbarung

    Mehr Informationen entnehmen Sie der Webseite des Heimatvereins Weilmünster

    Heimatverein Weilmünster
    Kontakt Heribert Domes, Telefon 06472 / 1607
    Heimatstube
    Am Bleidenbach 29 – Weilmünster

    heimatverein weilmuenster logo

  • Die Geschichte der Post im Weiltal

    Frei nach Alfred Hofmann, Weilburg | Redigiert von Heribert Domes, 2023

    Teil 3 von 5 - 1868 erhält Weilmünster erneut eine Postexpedition

    Erst am 16. April 1868, nachdem Preußen Nassau einverleibt hatte, errichtete die Postverwaltung in Weilmünster eine Postexpedition II. Klasse, die mit Weilburg durch eine tägliche Botenpost mit folgenden Kurszeiten Verbindung erhielt:
    Vormittags, Weilburg ab um 8 Uhr 40 Minuten (ab 8. Oktober des gleichen Jahres bereits ab 7 Uhr), in Weilmünster an um 11 Uhr und nachmittags ab in Weilmünster um 2 Uhr, in Weilburg an um 4 Uhr 20 Minuten.

    Der Landbriefbestellbezirk der neuen Postanstalt umfasste die seither von Weilburg bzw. Villmar aus begangenen Orte Altenkirchen, Audenschmiede, Aulenhausen, Blessenbach, Dietenhausen, Elkerhausen, Ernsthausen, Laimbach, Laubuseschbach, Langenbach, Lützendorf, Möttau, Rohnstadt und Wolfenhausen.

    Nach der Wiederaufnahme des Postbetriebes im Jahre 1868 befand sich die Poststelle Weilmünster in der Färbergasse und später, etwa von 1877 bis 1902 im Haus der vormaligen Oberförsterei in der Möttauer Straße in dem Haus, in dem später das Elektrofachgeschäft Erwin Ketter bis zum Jahr 2020 ansässig war.

    Schon im Jahr 1869 tritt eine entscheidende Verbesserung ein. Ab dem 1. Juli wird die Botenpost von Weilburg nach Weilmünster eingestellt und dafür die bisher direkt über das Einhaus nach Usingen fahrende Personenpost durch das Weiltal, mit den Posthaltestellen bei der Papiermühle, am Gasthaus Essershausen, am Gasthaus Ernsthausen, der Posthaltestelle Lützendorf und schließlich nach Weilmünster geführt. Damit ist ein seit 40 Jahren in Weilmünster gehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. Diese Personenpost fuhr in Weilburg abends um 6:10 Uhr ab und traf in Usingen um 9 Uhr ein, hat Weilmünster also etwa um 7:30 Uhr passiert.

    Nach Fertigstellung der neuen Weilstraße fährt diese Personenpost ab 4. Juni 1870 auf der ganzen Strecke durch das Weiltal. Das Einhaus sowie Grävenwiesbach, die ein Jahrhundert lang Poststationen für die fahrende Post zwischen Weilburg und Usingen waren, werden nicht mehr berührt.

    Auf der neuen Strecke kommen vom Eröffnungstag an Haltestellen in Merzhausen, am Landstein, den Gertrudenhammer in Emmershausen, Winden und Audenschmiede in Gebrauch, während in Rod an der Weil eine Postexpedition II. Klasse eröffnet wird.

    Die Abfertigung der Post nach Weilburg erfolgte in Usingen um 4 Uhr 15 früh und nach Usingen in Weilburg um 6 Uhr 10 Minuten abends.

    Seit 1872 Staats-Telegraphenlinie

    Durch den durch Preußen zügig vorangetriebenen Ausbau des „Nassauer Postwesens“ gewinnt Weilmünster weiter an Bedeutung. Schon Ende 1871 wird die Einrichtung einer mit der Ortspostanstalt zu verbindenden Telegraphenstation angekündigt. Der Anschluss des Posthauses erfolgte bald darauf an eine bereits am Einhaus entlangführende Staats-Telegraphenlinie. Im Jahr 1872 wurden bereits 318 Depeschen aufgegeben und 273 empfangen.
    Der Umfang des Postbetriebes geht aus einer Übersicht aus dem Jahr 1876 hervor, wonach am Ort ein Telegraph und 2 Briefkästen vorhanden waren. Im Landesbezirk waren 10 Briefkästen angebracht. Ausgeliefert wurden 20.750 Briefe, 1.950 Pakete, 2.429 Postanweisungen und 371 Telegramme. Im gleichen Zeitraum sind 26.210 Briefe, 3.519 Pakete, 1.180 Postanweisungen und 433 Telegramme eingegangen. Mit der Postkutsche reisten in diesem Jahr 953 Personen.

    Telegraphenbüro 1863 – Der Telegraph revolutionierte weltweit die Nachrichtentechnik. Dabei war noch 1845 in Preußen ein Patentschutz für den Morseapparat abgelehnt worden, weil die Erfindung zu unwesentlich sei. Jubiläumspostkarten 500 Jahre Post, gestaltet von Peter Steiner, freie moderne Umsetzung von historischen Postmotiven. Archiv: Heimatverein Weilmünster e.V.

    Telegraphenbüro 1863

    Der Telegraph revolutionierte weltweit die Nachrichtentechnik. Dabei war noch 1845 in Preußen ein Patentschutz für den Morseapparat abgelehnt worden, weil die Erfindung zu unwesentlich sei.

    Jubiläumspostkarten 500 Jahre Post, gestaltet von Peter Steiner, freie moderne Umsetzung von historischen Postmotiven.

    Archiv: Heimatverein Weilmünster e.V.

    Im Jahre 1876 wurde die Weilmünsterer Postexpedition II. Klasse zum Postamt III. Klasse erhoben. Durch die laufende Verbesserung des Postwesens ergaben sich häufig Änderungen in den Zustellbezirken. Während 1868 14 Orte zum Bezirk Weilmünster gehörten, fielen schon bald durch Einrichtung von Postagenturen in den Nachbarorten mehrere Zustellorte weg. Zu Aumenau, wo 1869 eine Postagentur eröffnet wurde, kamen die Orte Elkerhausen, Blessenbach, Laubuseschbach und Wolfenhausen. Laubuseschbach erhielt am 1. Juni 1891 selbst eine Postagentur. Für das Publikum traten durch die Errichtung von Posthilfsstellen wesentliche Erleichterungen ein. Diese befassten sich mit der Annahme, Ausgabe und Bestellung von gewöhnlichen Briefsendungen, mit der Ausgabe von Zeitschriften und dem Verkauf von Postwertzeichen.

    Sehr lange sollte sich Weilmünster an der 1869 errichteten Personenpost nicht erfreuen. Durch den Bau der Eisenbahn zwischen Weilburg und Frankfurt traten schon bald entscheidende Änderungen ein. Zunächst fiel ab 1. November 1891 mit Inbetriebnahme der Teilstrecke Weilburg - Weilmünster die Personenpost auf dieser Strecke wieder weg. Die Post stellte jetzt nur noch die Verbindung zwischen Weilmünster und Usingen her. In Weilmünster wurden die Postsachen den postmitführenden Personenzügen übergeben. Die Landpostfahrt zwischen Weilmünster und Altenkirchen erfuhr auf vielseitigen Wunsch der Bevölkerung eine andere Regelung, da die bisherige Route über Lützendorf, Ernsthausen, Laimbach, Altenkirchen, Möttau, Dietenhausen zu ausgedehnt war und mancherlei Unerträglichkeiten zur Folge hatte.

     Karl Schmidt und Karoline Bögerhausen Briefträger und Schuster Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Karl Schmidt und Karoline Bögerhausen Briefträger und Schuster

    Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Ab 1. September 1894 gab es eine Neuerung. Der fahrende Landbriefträger fuhr täglich zweimal von Weilmünster über Möttau nach Altenkirchen und von dort, nach Bestellung zum Forsthaus Möttau und wieder direkt zurück nach Weilmünster. Die Abfahrt erfolgte in Weilmünster im Anschluss an den 1. und 3. von Weilburg kommenden Zug, also morgens um 7 Uhr 40 Minuten und nachmittags um 4 Uhr 30 Minuten.

    Hierdurch war es möglich geworden, zweimal täglich bequem von und nach Möttau und Altenkirchen zu gelangen. Auf der verbleibenden Postkutschenstrecke nach Usingen wurde am 8. Dezember 1894 an dem Wegeabgang nach Langenbach, bei der Langenbacher Mühle, eine Posthaltestelle eingerichtet.

    Lesen Sie Teil 4 im nächsten Tab.

  • Die Geschichte der Post im Weiltal

    Frei nach Alfred Hofmann, Weilburg | Redigiert von Heribert Domes, 2023

    Teil 4 von 5 – 1902 zog das kaiserliche Postamt Weilmünster in die Bahnhofstraße

    1902 fand das kaiserliche Postamt eine neue Unterkunft in einer Doppelhaushälfte des 1899 von Wilhelm Buchholz erbauten Anwesens in der Bahnhofstraße, heute Hauptstraße 31.

    1902 fand das kaiserliche Postamt eine neue Unterkunft in einer Doppelhaushälfte des 1899 von Wilhelm Buchholz erbauten Anwesens in der Bahnhofstraße, heute Hauptstraße 31.

    Briefträger und Postbeamte um 1905 vor dem Kaiserlichen Postamt Weilmünster in der Bahnhofstraße.

    Von links: Heinrich Quillmann, August Christian Emmerich, Peter Kopp, Christian Schmidt, Postverwalter Geis, Karl Schneider, und Hermann Weil.

    Foto: Archiv Heimatverein Weilmünster e.V.

    1909 wird die Personenpost eingestellt

    Mit Eröffnung der zweiten Eisenbahn-Teilstrecke zwischen Weilmünster und Usingen am 1. Juni 1909 schlug das letzte Stündlein für die Personenpost. Der Chronist berichtet hierüber:
    „Die Fahrpost Weilmünster – Usingen, welche durch die Eröffnung der neuen Bahn in Wegfall kommt, trat am 2. Pfingstfeiertag ihre letzte Fahrt an. Fleißige Hände hatten den Personenwagen mit Tannengrün, Blumen und Fähnchen schön geschmückt. Das gesamte Personal des hiesigen Postamtes gab dem langsam aus dem Hof fahrenden Wagen das letzte Geleit. Postillon Ernst ließ sein letztes Lied erklingen; wehmütig erklang die alte Weise: „Im schönen Wiesengrunde ist meiner Heimat Haus“. Überall öffneten sich die Fenster, um den Abschiedstönen zu lauschen und dem Schwager den letzten Gruß zuzuwinken. Man nahm Abschied von einer liebgewordenen Einrichtung, die dem Beherrscher des Verkehrs, der Eisenbahn, Platz machen musste“.
    Ab 2. Juni 1909 verkehrte nur noch zwischen Usingen und Rot an der Weil eine Personenpost. Auf der eingestellten Strecke Rod an der Weil – Audenschmiede wurde als Ersatz eine täglich einmal verkehrende Landpostfahrt aufgenommen.

    Postkutsche der Landpostfahrt Audenschmiede – Rod a. d. Weil, um 1912 - Foto: Archiv, HVW e.V.

    Postkutsche der Landpostfahrt Audenschmiede – Rod a. d. Weil, um 1912

    Foto: Archiv, HVW e.V.

    Versorgung durch Landkraftpostwagen

    Ab 1. September 1929 traten durch die Aufnahme des Landkraftpostbetriebs grundlegende Änderungen ein. Vom Leitpostamt Weilburg aus fuhren zunächst zwei, ab 1930 drei Landkraftpostwagen, die u.a. auch die bisher noch zum Postamt Weilmünster gehörigen Orte Ernsthausen, Lützendorf, Audenschmiede, Langenbach, Rohnstadt, Dietenhausen, Möttau und Altenkirchen versorgten.
    An allen Orten richtete man, soweit nicht schon vorhanden, Poststellen zur Annahme von Postsendungen jeder Art ein. Das Angebot reichte vom Telegrammservice, Vermittlung von Ferngesprächen, über den Verkauf von Wertzeichen und der Rentenauszahlung sowie der Einziehung von Rundfunk- und Fernsehgebühren.
    Obwohl die Kraftpost täglich zweimal und zwar vormittags und nachmittags die Landorte anfuhren, erfolgte die Zustellung selbst wie bisher nur einmal am Tag. Die nachmittags und sonntags eingehende Post – insbesondere Zeitungen – konnte jedoch während kurzer Zeit nach Eintreffen des Landkraftpostwagens bei der Poststelle selbst abgeholt werden. Durch diese Neueinrichtung wurden ebenso wie andernorts auch in Weimünster mehrere Landbriefträger überflüssig. Für den Personenverkehr trat am 21. März 1927 durch Eröffnung einer Personen-Kraftpost zwischen Weilmünster und Usingen eine wichtige Neuerung in Kraft. Die Kreiszeitung berichtet hierüber:
    „Das neue Verkehrsmittel der Kraftpost hat nun auch Weilmünster wieder eine neue Verbindung gebracht. Bis zu dem Kriege bestand die Fahrpost viele Jahre und stellte die Verbindung mit dem oberen Weiltal her, dass geschäftlich mit dem Marktflecken Weilmünster eng verbunden war. Der neuen Bahnstrecke Weilmünster – Usingen, welche ursprünglich durch das Weiltal geplant war, wurde in letzter Stunde eine andere Richtung gegeben. Die Fahrpost nach Rod a.d. Weil ist zu Anfang des Krieges eingestellt worden und so war jede Verkehrsmöglichkeit mit dem oberen Weiltal, von Weilmünster aus, unterbunden. Deshalb war es auch zu verstehen, dass die Teilnehmer der gestrigen Eröffnungsfahrt beim Passieren der Ortschaften überall aufs herzlichste begrüßt wurden. Bei prächtigem Frühlingswetter traf gestern Nachmittag kurz nach 3 Uhr in Weilmünster der mit Tannengrün und Fähnchen festlich geschmückte Kraftwagen mit den Ehrengästen ein. Im Café Wagner begrüßte Herr Bürgermeister Müller die Gäste aufs Herzlichste und entschuldigte die Abwesenheit des Herrn Landrat Jenner, der leider durch dringende dienstliche Geschäfte nicht anwesend sein konnte.“

    Zweimal Omnibus nach Usingen

    Bürgermeister August Müller dankte allen, die sich um die Vollendung der neuen Strecke verdient gemacht haben, insbesondere Herrn Postrat Heberle. Endlich nach langen Verhandlungen sei der Wunsch des ganzen Weiltales in Erfüllung gegangen. Bei Kaffee, Gebäck und einem Glas Wein, welches die Gemeinde Weilmünster zu Ehren der Gäste servieren ließ, begrüßte der Landrat des Kreises Usingen, Herr v. Campe, die Gäste aufs Herzlichste, dankte für Speise und Trank und wünschte der neuen Strecke beste Rentabilität. Herr Postrat Heberle schloss sich den Ausführungen des Herrn Landrats v. Campe an und lud die Weilmünsterer Gäste gemeinschaftlich mit anderen Herren zu einer ersten Fahrt von Weilmünster nach Usingen ein. Gegen halb 5 Uhr ging die Fahrt von Weilmünster aus vonstatten und kurz nach halb 6 Uhr war man in Usingen. Im Gasthof „Zur Sonne“ bewirtete die Stadt Usingen die Fahrtteilnehmer aufs Reichhaltigste. Nach der Begrüßung der Gäste durch Bürgermeister Lißmann, Usingen, wurden noch eine Reihe von Ansprachen gehalten. Alle brachten den Dank an die Postverwaltung der von der Fahrstrecke betroffenen Gemeinden, der beiden Kreise Oberlahn und Usingen, der Stadt Usingen und der Gemeinde Weilmünster und ihres Kur- und Verkehrsvereins zum Ausdruck.

     Friedrich Quillmann Postschaffner und Schuhmacher Foto: Archiv, HVW e.V.  Postamt Weilmünster in der Bahnhofstraße, Aufnahme aus dem Jahr 1936 Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e-V.

    Friedrich Quillmann Postschaffner und Schuhmacher.

    Foto: Archiv, HVW e.V.

    Postamt Weilmünster in der Bahnhofstraße, Aufnahme aus dem Jahr 1936.

    Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e-V.

    Nach 19 Uhr traf der Wagen wieder in Weilmünster ein. Möge die neue Linie unserem Weilmünster, dem Oberlahnkreis und dem Kreise Usingen dauernd zum Vorteil gereichen und eine weitere Entwicklung gewährleisten!

    Dieser Omnibus fuhr täglich zweimal nach Usingen und zurück und berührte hierbei die Orte Audenschmiede, Winden, Emmershausen, Rod a.d. Weil, Neuweilnau, Landstein-Mühle und Merzhausen. In der neueren Zeit sind im Postwesen Weilmünster keine nennenswerten Änderungen eingetreten. Lediglich der Wegfall der Bahnpostverbindungen durch Einstellung der Eisenbahnlinie Weilburg – Laubuseschbach im Jahre 1968 und Weilburg – Grävenwiesbach im Jahre 1969 bedarf noch der Erwähnung.

    Lesen Sie Teil 5 im nächsten Tab.

  • Die Geschichte der Post im Weiltal

    Frei nach Alfred Hofmann, Weilburg | Redigiert von Heribert Domes, 2023

    Teil 5 von 5 – Die Posthäuser und ihre Vorsteher

    Im Jahr 1570 richteten die Landgrafen von Hessen die erste Postverbindung in unserer Region als Reit- und Kurierpost ein. Sie führte von der fürstlichen Residenz der hessischen Linie Rothenburg zu Rheinfels bei St. Goar über die Hessenstraße nach Kassel und berührte unter anderem die Orte Nastätten, Münster, Weilmünster, Wetzlar und Marburg.

    Die Post-Kurierstation Weilmünster, der „Landgraf-Hessischen Post“, später auch „Königliche Schwendenpost“ genannt, im Jahr 1723 in die Kaiserliche Reichspost von Thurn und Taxis übergegangen, befand sich bis zum Jahr 1806 dort wo die Hauptstraße in Richtung Laukelpforte den Bleidenbach überquerte. Mit der Unterzeichnung des Rheinbundes im Jahr 1806 endete das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ und Weilmünster verlor seine Postkurierstation. Das Posthaus blieb, geführt von den Generationen Vonhausen/Eppstein, als Gaststätte und Metzgerei bis zum Abriss im Jahr 1991 erhalten.
    Das alten Posthausgebäude, als Hofreite im 16. Jahrhundert erbaut, erlebte seit der Gründerzeit bis zum Abriss 1991 keine baulichen Veränderungen. Der Gasthausbereich, Scheune mit Stall für die Wechselpferde und Nutztiere sind über die Jahrhunderte hinweg nur immer wieder restauriert worden. 1928 errichtete man das Schlachthaus mit dem Verkaufsladen. Aus der Scheune wurde 1948 der uns noch in guter Erinnerung gebliebene Posthaussaal.

    Das Posthaus in Weilmünster um 1970 Ab 1570 Posthalterei der „Kasselischen Schwedenpost“, seit 1683 Gaststätte und Metzgerei, wurde 1990/91 abgerissen; auf dem freigewordenen Grundstück entstand das Bürgerhaus mit Gaststätte „Zum Posthaus“, eingeweiht am 01.07.1994 

    Das Posthaus in Weilmünster um 1970

    Ab 1570 Posthalterei der „Kasselischen Schwedenpost“, seit 1683 Gaststätte und Metzgerei, wurde 1990/91 abgerissen.

    Auf dem freigewordenen Grundstück entstand das Bürgerhaus mit Gaststätte „Zum Posthaus“, eingeweiht am 01.07.1994.

    Der erste Posthalter des Posthauses Weilmünster ist uns unbekannt. Johann von Hausen (*1630 – †1680) Gastwirt und Landwirt ist möglicherweise der Vater des im Jahr 1692 als Posthalter, Gastwirt und Gerichtsmann erwähnten Jost Thomas von Hausen (*1654 – †23.03.1722).

    Im Jahr 1723 gelang es der „Kaiserlichen Reichspost“ in Weilmünster eine Poststation einzurichten. Diese war zunächst in der Weißeroßgasse ansässig und wurde von Johann Nicolaus von Hausen, (*08.03.1692 – †13.11.1766) betrieben. Er war der Sohn des Posthausbesitzers Jost Thomas von Hausen.

    Johann Nicolaus von Hausen war der erste Weilmünsterer Posthalter der Kaiserlichen Post von Thurn und Taxis. Ihm wurde 1723 die erste Bestallungsurkunde verliehen und er verlegte zu dieser Zeit seine Posthalterei von der Weißeroßgasse in das Posthaus, da mit diesem Datum die „Kasselische Schwedenpost“ in der „Kaiserlichen Reichspost“ aufging. Im folgte von 1750 bis 1762 sein Sohn Georg Christian Vonhausen. Der letzte Posthalter der Kaiserlichen Reichspost in Weilmünster war von 1763 bis 1806 Jost Ludwig Vonhausen.

    Nach Wiederaufnahme des Postbetriebs im Jahre 1868 befand sich die Poststation zunächst in der Färbergasse und später, etwa vom 1877 bis 1902, im Haus der vormaligen Oberförsterei in der Möttauer Straße, in dem Haus in dem Erwin Ketter bis 2020 ein Elektrofachgeschäft betrieb. 1902 schließlich fand das damalige kaiserliche Postamt Weilmünster eine Unterkunft in einer Doppelhaushälfte des 1899 von Wilhelm Buchholz erbauten Anwesens in der Bahnhofstraße, heute Hauptstraße 31. Heute ist in diesen Räumen das Dogan Café zu finden.

    Das Postamt Weilmünster gab 1985 die Räume in der Bahnhofstraße 31 auf und bezog im von Joachim Jung neu erbauten Gebäude im Mühlweg 4, im Untergeschoss das 300 m² große neue Postamt.

     Das am 26.11.1985 eingeweihte neue Postamt Weilmünster im Mühlweg 4 Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Das am 26.11.1985 eingeweihte neue Postamt Weilmünster im Mühlweg 4.

    Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Das Postamt Weilmünster wird aufgelöst

    In Jahre 2004 wird das Postamt Weilmünster, Mühlweg 4, nach 19 Jahren Dienstzeit aufgelöst. Seit dieser Zeit werden die Post-Dienstleistungen von der Deutschen Post-Filiale Kramer Hoffmann, Marktplatz 13, angeboten. Diese Postfiliale ist in dem Textilwarengeschäft Kramer Hoffmann, damals von Kai Pyko betrieben, heute Kaipy fashion & more, integriert. Zunächst wurde die Postverteilung für Weilmünster und den umliegenden Ortschaften im Mühlweg 4 weitergeführt, bis man 2019 diesen Standort vollständig aufgab. Von nun an wird die Postverteilung für Weilmünster und den umliegenden Ortschaften von der Postverteilstation Weilburg bedient.

    Seit 2004 werden in Weilmünster die Post-Dienstleistungen von der Deutschen Post-Filiale Kramer Hofmann, heute Kaipy fashion & more, Marktplatz 13 angeboten Foto Archiv: Heimatverein Weilmünster e.V.

    Seit 2004 werden in Weilmünster die Post-Dienstleistungen von der Deutschen Post-Filiale Kramer Hofmann, heute Kaipy fashion & more, Marktplatz 13 angeboten.

    Foto Archiv: Heimatverein Weilmünster e.V.

    So schließt sich der Kreis. Das Postangebot in Weilmünster ist wieder in das Jahr 1806 zurückversetzt, als durch die Auflösung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, Weilmünster die Posthalterei an das hochherzogliche Haus Nassau verlor und viele Jahre lang von der abgelegenen Posthalterei Weilburg versorgt werden musste. Durch intensive Bemühungen der Weilmünsterer Bürger erhielt der Marktflecken schließlich am 16. April 1868, nachdem Preußen Nassau einverleibt hatte, eine ortsansässige Postexpedition II. Klasse. Jedoch sehen wir heute einen kleinen Unterschied zu dem Jahr 1806. Die Postsendungen werden von den Zustellern aus Weilburg in den schlichten, zweckmäßigen und teilweise elektrisch betriebenen gelben Postfahrzeugen an die Empfänger ausgeliefert. Diese Fahrzeuge sind nicht mit den damaligen schönen von Pferden gezogenen Postwagen, die vor mehr als 150 Jahren unsere Heimat mit Postdienstleistungen versorgten vergleichbar.

    Und noch etwas hat sich geändert: Die Laufzeit der Postsendungen von der Aufgabe bis zur Zustellung beträgt heute größtenteils nur 24 Stunden. Vor etwa 150 Jahren war das sicherlich beschwerlicher, denn die mit Pferden gezogenen Postkutschen benötigten eben eine angemessene Zeit um den nicht immer leichten Weg vom Versender zum Empfänger zurückzulegen. Wir wollen nicht traurig sein, Weilmünster hat schließlich seine Postfiliale, in der der Bürger seine Postgeschäfte abwickeln kann, beibehalten.

    Die Posthalter der hessischen Post von Thurn und Taxis:

    1. Johann Nicolaus Vonhausen von 1723 bis 1749
    2. Georg Christian Vonhausen von 1750 bis 1762
    3. Jost Ludwig Vonhausen von 1763 bis 1806

    Die Postvorsteher der Reichspost bzw. Bundespost:

    1. Postexpeditent Jacob Wilhelm Kuhn 1868 bis 1874
    2. Postexpeditent Anton Nahm 1874 bis 1879
    3. Postverwalter Schiebris 1879 bis 1885
    4. Postverwalter Libbach 1886 bis 1905
    5. Postverwalter Geiß 1906 bis 1927
    6. Postverwalter Meyer 1927 bis 1931
    7. Postverwalter Cäsar 1931 bis 1944
    8. Postverwalter Pfeiffer 1944 bis 1954
    9. Postverwalter Knapp 1954 bis 1958
    10. Postverwalter Klein 1958 bis 1966
    11. Postoberverwalter Schrupp 1966 bis 1998

  • 300 Jahre Gaststätte und Metzgerei zum Posthaus in Weilmünster - 1683 bis 1983

    Von der Postkurierstation über Gasthaus mit Metzgerei zum Bürgerhaus

    Heribert Domes 2023

    Im Jahr 1983 feierte die Familie Eppstein mit ihrem Firmenchef, Rolf Eppstein, das 300 jährige Bestehen ihrer Metzgerei und Gastwirtshaft zum Posthaus in Weilmünster. Eigentlich beginnt die Geschichte des Weilmünsterer Posthauses etwa 100 Jahre früher.

    Im Jahr 1570 richtete Landgraf Philipp II., der Jüngere, von Hessen-Rheinfels, erster und einziger Landgraf von Hessen Rheinfels (1541 – 1580) zwischen seiner Residenzstadt St. Goar und der seines ältesten Bruders Wilhelm IV. (Wilhelm der Weise von 1567 bis 1592 Landgraf zu Hessen Kassel) über die Hessenstraße eine Kurier- und Reisepost ein. Sie führte von St. Goar über Nastätten, Münster, Weilmünster, Wetzlar, Marburg nach Kassel.

    Überliefert ist, dass 1683 Landgraf Friedrich von Hessen dem Posthalter Jost Thomas von Hausen (1654-1722) das Privileg zum Betrieb der Poststation verlieh. Er war der erste uns bekannte Weilmünsterer Posthalter. Vermutlich ist die Poststation Weilmünster von 1570 bis 1683 von seinen Vorfahren geführt worden.

    Etwa ab 1692 versuchten die Fürsten von Thurn und Taxis, als General-Postmeister der „Kaiserlichen Reichspost“, die Postroute auf der Hessenstraße zu führen. Doch die Landgrafen von Hessen lehnten sich gegen das angemaßte Privilegium der Fürsten von Thurn und Taxis auf und verwandelten 1711 die „Rheinfelsische-Post“ in eine „Kasseliche-Kurierpost“ um. Seit 1719 versuchte die „Kaiserliche Reichspost“ eine Posthalterei in Weilmünster für die Postlinie Wetzlar-Münster-St. Goar einzurichten. Aber erst im Jahr 1723 gestattete die „Herzoglich-Nassauische Regierung“ auf Vorstellung der Reichsstadt Wetzlar, der „Kaiserlichen Post“ die Errichtung einer Posthalterei in Weilmünster. Erster Posthalter der „Kaiserlichen Post“ war Johann Nicolaus von Hausen, seine Poststation befand sich zunächst in der Weißerossgasse im Gasthaus zum Weißen Roß, 1838 abgerissen und durch einen Neubau in der heutigen Form ersetzt. Dieses Anwesen ist heute im Besitz der Familie Herbert Köster. Kurze Zeit später ging die „Landgraf-Hessische Post“ in der „Kaiserlichen Post der Thurn und Taxis“ auf und die Posthalterei wurde von der Weißeroßgasse in das alte Posthaus verlegt.

    Auf der Poststrecke der Hessenstraße herrschte für die damalige Zeit ein reger Verkehr. 1772 registrierte man fast tausend Reisende, die auf dem Weg in die Kurbäder Wiesbaden und Schwalbach in Weilmünster Station machten. Zur Poststation Weilmünster mit Ausschank gehörte von Anfang an auch eine Fleischhauerei. Johann Nicolaus von Hausen (1692-1766), Posthalter, Bierbrauer, Küfermeister und Gastwirt erweiterte 1722 das Anwesen um eine Brauerei und einer Küferwerkstatt auf einer Teilparzelle des heutigen Rathausparkplatzes, dort wo ein Trampelpfad hoch zur Laubuseschbacher Straße führt.
    1880 baute Christian Vonhausen, Urgroßvater von Herbert Köster auf der Parzelle gegenüber dem heutigen Bürgerhaus ein neues Brauhaus und verkaufte das alte Braugebäude. 1908 brannte das neue Brauhaus ab. Daraufhin gab man die Brautätigkeit auf und änderte das Gebäude zu Wohnzwecken um. Es handelt sich um das heute als Wohn- und Geschäftshaus genutzte Backsteineckgebäude.

     Ludwig Philipp Vonhausen mit seinem Sohn Carl und seiner Tochter Auguste. Aufnahme von Peter Flum Weilburg 1892 Foto: Archiv, HVW

    Der Name „von Hausen“ wird von Johann Nicolaus Söhnen, Georg und Jost Ludwig erstmalig in der abgeänderten Form „Vonhausen“ geschrieben.

    Ludwig Philipp Vonhausen mit seinem Sohn Carl und seiner Tochter Auguste.
    Aufnahme von Peter Flum Weilburg 1892

    Foto: Archiv, HVW

    Mit der Auflösung des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“ im Jahr 1806 fiel die kaiserliche Posthoheit an das „Herzogliche Haus Nassau“. Somit verlor Weilmünster seine Posthalterei. Der damalige Posthalter Johann Philipp Vonhausen (1766-1836) verwandelte die Poststation in eine Gastwirtschaft, Metzgerei und Landwirtschaft. Die Brauerei und die Küferei waren schon vorher in Folge von Erbteilungen abgetrennt worden.

    Bis zum Jahr 1930 blieb das Posthaus im Besitz der Familie Vonhausen. Über sieben Generationen hinweg wurde das Anwesen jeweils vom Vater auf den Sohn vererbt und vergrößerte sich im Laufe der Jahrhunderte zusehends. Nachdem die Ehe des letzten Ludwig Philipp Vonhausen mit seinem Sohn Carl und seiner Tochter Auguste.

     Hochzeit von Hedwig und Herbert Eppstein Foto: Archiv Heimatverein Weilmünster e.V.  Hochzeit von Hedwig und Herbert Eppstein Foto: Archiv Heimatverein Weilmünster e.V.

    Hochzeit von Hedwig und Herbert Eppstein.

    Foto: Archiv Heimatverein Weilmünster e.V.

    Posthausbesitzers Carl Vonhausen (1873-1939) kinderlos geblieben war, erbte 1930 die Nichte Paula Eppstein geb. Dienst (1901-1958) das Unternehmen.
    Sohn Herbert Eppstein, Metzgermeister, Land- und Gastwirt (1923-1975) unterhielt zwischen 1957 und 1964 zusätzlich eine Kelterei. Er gab 1960 aus gesundheitlichen Gründen die Landwirtschaft auf und verstarb 1975 im Alter von 52 Jahren. Das Posthaus erbte sein Sohn Rolf, der mit seiner Mutter Hedwig im Jahr 1983 das 300jährige Betriebsjubiläum feiern konnte. Kurze Zeit später verkaufte er sein
    Anwesen an die Gemeinde Weilmünster, die beabsichtigte auf dieser Parzelle, nach Abriss der Gebäude, ein Bürgerhaus zu bauen. Die Gastwirtschaft führte der Pächter Friedhelm Ginsberg bis zum Abriss im Jahr 1991 weiter.

     Postkarte aus dem Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Postkarte aus dem Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Postkarte aus dem Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

    Im Dezember 1991 ist das Posthaus mit seiner über 300jährigen Geschichte der Spitzhacke zum Opfer gefallen.

    Das alte Posthaus ist seither nur noch bleibende Erinnerung. Dort wo sich Generationen bei Speis und Trank labten, unzählige Hochzeiten gefeiert wurden, die jährlichen Tanzstundenabschlussbälle die Jugend in die Gesellschaft einführten, die Schul-Abschlussfeiern für die Heranwachsenden ein Symbol des Übergangs in die Arbeitswelt darstellten, die legendären Rosenmontagsbälle den Posthaussaal überfüllten, ging damit eine Ära des gesellschaftlichen Lebens zu Ende.

    In einer Bauzeit von zwei Jahren und neun Monaten entstand auf einer Grundfläche von 850 m² ein futuristisch erscheinendes Gebäude mit einer Nutzfläche von 1058 m². Das neue Bürgerhaus bietet einen Saal mit Bühne, in dem etwa 500 Personen Platz finden, eine Gastwirtschaft, zwei Kegelbahnen und diverse Kollegräume. Mitten im Ortskern von Weilmünster entstand auf historischem Boden, im 16. Jahrhundert innerhalb der ersten Stadtmauer gelegen, ein zukunftsweisendes Gebäude der Begegnung. Die zu Anfang häufigen Gebäudedesign-Diskussionen sind mittlerweile verstummt und die Weilmünsterer Bevölkerung hat seit der Eröffnung am 01. Juli 1994 ihre gute Stube als Ort kultureller und kulinarischer Gastlichkeit mit Leben gefüllt.

     Das neue Bürgerhaus wurde am 01. Juli 1994 eingeweiht.

    Das neue Bürgerhaus wurde am 01. Juli 1994
    eingeweiht.

    Foto: Archiv, Heimatverein Weilmünster e.V.

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