Wiederbewaldung in Weilmünster im vollen Gange
In der aktuell laufenden Pflanzsaison wurden in der Gemarkung Rohnstadt insgesamt 8000 Bäume auf einer Fläche von rund vier Fußballfeldern gepflanzt.
Weitere 3000 Bäume folgen in den nächsten Wochen.
Die extremen Trockenereignisse der letzten fünf Vegetationsperioden haben viele Waldbestände an die Grenze ihrer Existenz gestellt. In Verbindung mit der Vermehrung des Borkenkäfers wurden nahezu alle Fichten zum Absterben gebracht. Als Brandbeschleuniger wirkte im Frühjahr 2018 der Sturm Frederike, der zahlreiche Fichten in die Waagrechte befördert hat. Ergebnis dieser Naturgewalten waren große entwaldete Flächen, die unsere Vorfahren in der Nachkriegszeit mühsam gepflanzt haben. Zu damaliger Zeit stand ausnahmslos die Wirtschaftlichkeit des Waldes im Vordergrund, wodurch die Entscheidung verständlicherweise rein auf schnellwachsende Nadelbäume für hochwertiges Bauholz fiel. Aufgrund der gemachten Erfahrungen in den letzten Jahren liegt heute der Schwerpunkt auf stabilen und klimaresilenten Wäldern. Daraus begründet sich die Planung von Mischwäldern mit mindestens drei Baumarten, um vielfältige Bestandesstrukturen mit Laub- und Nadelbäumen zu schaffen. Um auch in Zukunft die Versorgung der regionalen holzverarbeitenden Betriebe zu sichern, wird weiterhin mit Nadelbäumen gearbeitet. Statt der empfindlicheren Fichte wird nun auf die tolerantere Douglasie sowie Große Küstentanne gesetzt. An Laubbäumen wurde Spitzahorn ausgewählt, da er Trockenperioden gut verkraften kann. Er bietet außerdem für den Naturschutz viele Vorteile, indem Insekten und Bodenlebewesen durch seine Blüten, Früchte und Blätter stark profitieren. Auf der anderen Seite kann sein Holz der lokalen Bevölkerung als optimaler Brennstoff für den eignen Kaminofen bereitgestellt werden.
Bevor jedoch nutzbares Holz die jungen Wälder verlässt, bedarf es viel Geduld und Bemühungen der Forstwirte der Gemeinde Weilmünster. Denn mit der eigentlichen Pflanzung der Bäume ist es nicht getan. Bevor dies geschehen kann, wird eine zweijährige Schlagruhe eingeräumt. Sinn dieser Nutzungspause ist die Verringerung der Schadeinwirkungen durch Insekten, die in den Stümpfen und Resthölzern des vorherigen Bestandes vorhanden sind. Anschließend muss die Fläche durch einen Forstmulcher begehbar gemacht werden.
Als zweiter vorbereitender Schritt erfolgt die Errichtung eines Drahtzaunes zur Verhinderung von Wildverbiss und Schälschäden. Zusätzlicher Vorteil des Zaunes ist die Erhaltung von natürlich ausgesamten Bäumen wie Birke und Lärche zur Erhöhung der Bestandvielfalt. Diese Mischbaumarten würden ohne Schutz durch den hohen Wildverbiss verloren gehen.
Nun kann die Pflanzung beginnen, sie erfolgt in Reihen, was später die Pflege der Bäume mit Motorgeräten wie dem Freischneider erheblich vereinfacht. Die einzelnen Baumarten werden in Gruppen, also alle 500 Quadratmeter oder circa 120 Pflanzen, abwechselnd auf der Fläche gemischt.
Das Saatgut der Douglasien stammt aus dem Wald des Marktfleckens Weilmünster. Diese Möglichkeit die vorhandenen Samen zu nutzen, ist in Zeiten eines hohen Pflanzenbedarfs ein sehr wichtiger Vorteil. Zudem wird eine an die örtlichen Umweltbedingungen angepasste Genetik verwendet. In Zusammenarbeit mit einer Baumschule wurden insgesamt 30 Tausend Douglasien herangezogen, die alle in den eigenen Wäldern in den kommenden beiden Jahren gepflanzt werden. Die Anzucht der Sämlinge erfolgt in sogenannten Containern. Diese Art von Blumentöpfen ermöglichen den jungen Bäumen bessere Anwuchschancen und führen zu einem schnelleren Jugendwachstum.
Folglich ist die Erhaltung der Waldflächen in Weilmünster gesichert und wird auch in Zukunft den vielseitigen Anforderungen und Erwartungen der Bevölkerung dienen.
10.02.2023
Tags: Gemeinde Weilmünster