Stress-Vortag im Bürgerhaus

Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster

Vortag am Mittwoch, 10. April

Über Stress, seine Folgen und den richtigen Umgang damit spricht Dr. Doris Klinger, Klinikdirektorin der Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster, am Mittwoch, 10. April, ab 19 Uhr im Bürgerhaus. Stress ist ein großes Thema in derWissenschaft und inzwischen weiß man, dass das Stresssystem in den ersten Lebensjahren individuell geprägt wird. Aber auch erbliche genetische Aspekte und die Prägung im Mutterleib haben darauf Einfluss.

Stress muss nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Das Stresssystem schützt uns und ist mit dem Immunsystem gekoppelt – aber eben auch mit Erkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfällen, Herzinfarkten und vielem mehr.

Mit einer guten Lebensweise - ausreichend Schlaf und Bewegung, dem richtigen Umgang mit sich und anderen - lässt sich Stress positiv beeinflussen. Dr. Doris Klinger erklärt an diesem Abend, wann und wie Stress krank macht, aber sie zeigt auch, was man dagegen tun kann und wie man trotz Stress‘ gesund bleibt. Der Vortrag dauert etwa eine Stunde, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

2020 in der Vitos Klinik für Psychosomatik Rheingau aufgenommen„Ich habe einfach wieder Freude am Leben“

In der Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster hat Renate G. gelernt, mit ihren chronischen Schmerzen gut umzugehen

Weilmünster, 14. Februar 2024 / „Ich hatte mit dem Leben abgeschlossen“, sagt Renate G. über sich selbst. „Selbst mein gutes Geschirr hatte ich zuletzt verschenkt. Ich lag eigentlich nur noch im Bett und habe gehofft, dass ich bald einschlafe.“ Wer der gepflegten Rentnerin heute in der Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster gegenübersitzt, kann sich das kaum vorstellen. Wer der fast 70-Jährigen im zügigen Schritt durch die Flure und das Treppenhaus des historischen Klinikgebäudes folgt, noch weniger. 

Renate G.s Leidensgeschichte beginnt 1997. Ein Aneurysma, eine Ausbuchtung eines Blutgefäßes, platzt. Fünf Jahre später diagnostiziert man bei der gelernten Heilerziehungspflegerin Spondylose – ein Verschleiß der Wirbelsäule. Sie hat ständig Schmerzen, wird berufsunfähig. In diese Zeit fällt die Trennung von ihrem Mann, weitere private Tiefschläge kommen dazu.

Die Weilburgerin bekommt immer mehr und immer stärkere Medikamente gegen ihre Schmerzen verschrieben, irgendwann helfen nur noch Opiate. Renate G. wird mehrfach operiert, muss wieder laufen lernen. „Ich war mitten im Leben, aber die Schmerzen haben mir die Kraft genommen“, erinnert sie sich. Als junge Frau hat sie Leistungssport gemacht, später Sportfeste für Kinder organisiert und war in der Lokalpolitik aktiv. Aus alten Freundschaften werden jetzt nur noch kurze Höflichkeitsbesuche. „Früher habe ich für alle gekocht und gebacken, aber wenn du nichts mehr geben kannst, dann kommt auch keiner mehr“, sagt sie und man hört die Bitterkeit in diesen Worten.

Renate G. braucht einen extrahohen Rollator, um Stehen und Laufen zu können. Sie trägt eine dunkle Brille, weil sie das Licht sonst zu sehr blendet, kann nicht mehr schlafen und sich nicht mehr konzentrieren.  Ein Arzt vermutet die Lungenkrankheit COPD, ein anderer untersucht auf ALS - eine unheilbare Erkrankung des motorischen Nervensystems.

Die Weilburgerin ist immer wieder zur Schmerztherapie stationär im Krankenhaus, im Mai dieses Jahres soll ihre komplette Wirbelsäule versteift werden. Renate G. hört zum ersten Mal davon, dass Schmerzen und Psyche zusammenhängen. Sie bittet ihren Hausarzt um Unterstützung, doch der winkt ab. Ihr behandelnder Neurologe kennt die Vitos Klinik für Psychosomatik und überweist sie schließlich dorthin.

„Wir haben lange diskutiert, ob wir die Patientin aufnehmen können“, sagt Klinikdirektorin Dr. Doris Klinger rückblickend. Zu hoch ist Renate G.s Pflegebedarf, zu unklar ist, ob sie an den Therapien aufgrund ihrer körperlichen Verfassung überhaupt teilnehmen kann. Am 14. November beginnt schließlich ihr stationärer Aufenthalt in Weilmünster. „Ich will endlich weg von den Schmerzmitteln“, sagt Renate G. im Aufnahmegespräch. Zuhören, sich auf die Patientin einlassen und ihre Wünsche, Vorschläge und Erfahrungen ernst nehmen – das gehört zum Grundverständnis der Psychosomatik. Sie berücksichtigt die Zusammenhänge zwischen Körper, Psyche und sozialem Umfeld bei der Diagnose und Therapie – der Fachmann spricht von der bio-psycho-sozialen Perspektive. 

„Frau G. war zum Zeitpunkt der Aufnahme stark abhängig. Sie war natürlich kein Junkie, sondern die Sucht war von außen gemacht“, beschreibt Dr. Doris Klinger die Situation. Studien zeigen, dass Opioide über einen Zeitraum von einigen Monaten sehr gut helfen können. Werden sie länger verschrieben, kann sich die Wirkung sogar ins Gegenteil verkehren, die Schmerzen nehmen sogar noch zu. Bei Renate G. werden die Opiate gegen andere Schmerzmedikamente ersetzt, die nicht abhängig machen, dazu kommen leichte Antidepressiva und. 

Neben der medikamentösen Behandlung setzt die Psychosomatik auf die Wirkmechanismen der Psychotherapie. In Einzel- und Gruppengesprächen erkennt Renate G., wie ihr Lebenslauf und ihre Krankengeschichte zusammenhängen. In patientengerechten Vorträgen lernt sie etwas über Schmerzentstehung und Schmerzbewältigung. Traumatisierende Erfahrungen aus der Kindheit hat Renate G.s Körper fest im Stresssystem abgespeichert, private Tiefschläge führen jedes Mal zu einer Verschlimmerung der Beschwerden.

„Im Rückwärts-Verstehen das Vorwärts verändern, das ist unser Motto“, sagt Dr. Doris Klinger. Oder anders ausgedrückt: Es geht nicht darum, in der Vergangenheit herumzuwühlen und alte Wunden wieder aufzureißen, sondern zu schauen, was einem hilft, um aus der Situation herauszukommen. Das eigene Selbstwertgefühl steigern, wieder Freude an sich und dem Leben empfinden, gute Bindungserfahrungen, das Gefühl „Das interessiert sich jemand für mich“ – all das hilft heilen.

Dazu kommt Bewegungstherapie – Gymnastik, Nordic Walking, Entspannung. Renate G. macht mit. Erst mit Rollator, dann mit Stöcken, irgendwann ohne alles. Als sie das erste Mal den knapp zwei Kilometer langen Weg von der Klinik bis zum Supermarkt ohne Hilfsmittel schafft, feiert sie. „Als es mir besser ging, habe ich mir beim Gärtner eine Rose gekauft und in mein Zimmer gestellt. Das war meine Belohnung, weil ich es so weit geschafft habe“, erzählt die 69-Jährige und lächelt.

Ein wichtiger Baustein der Behandlung ist die Musiktherapie. „Sie fördert die Schmerz- und Stresshemmung“, erklärt Klinikdirektorin Doris Klinger. Der Schmerzeindruck entsteht im Gehirn im limbischen System, dort, wo die Emotionen sitzen. Musik belegt die gleiche Stelle und kann somit als eine Art Filter gegen Schmerzen fungieren. „Heidewitzka, da gings ab“, beschreibt Renate G. auf ihre Art ihre erste musikalische Therapiestunde. Anfangs habe sie sich nicht getraut, aber heute freue sie sich darauf „wie ein Schneebär“.  „Die Musik macht mich freier. Ich kann schreien, jubeln und hüpfen und habe wieder gelernt, tief einzuatmen“, sagt die gelernte Heilerziehungspflegerin.

Wenn Renate G. erzählt, strahlt sie, ihre blauen Augen leuchten, ihre gute Laune wirkt auf Außenstehende beinahe etwas überdreht. Aber warum soll man sich nicht freuen wie ein Kind, wenn man sich wie neugeboren fühlt? Ein Fall von Wunderheilung? „Auch wenn wir ähnliche Fälle in der Psychosomatik öfter sehen: Dieser Fall hat mich auch überrascht und sehr glücklich gemacht. Doch die pathologischen Probleme der Patientin sind da und sie sind so massiv, dass sie bei Bewegungen nicht komplett schmerzfrei sein wird“, betont Dr. Doris Klinger. „Aber Frau G.s Schmerzen hätten nicht so schlimm werden müssen – und sie hat heute gelernt, damit ein lebenswertes Leben zu führen.“

Renate G. wird auch nach ihrer Entlassung weiter ambulant in die Vitos Klinik für Psychosomatik nach Weilmünster kommen. Sie will im Alltag weiterführen, was sie in der Therapie gelernt hat und endlich wieder am sozialen Leben teilnehmen. Ob sie sich nun doch wieder ein gutes Geschirr zulegt? „Nein“, sagt die 69-Jährige mit Nachdruck. „Aber ich mache in Zukunft mehr Urlaub! Und ich habe einfach wieder Freude am Leben!“

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Dr. med. Doris Klinger ist Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, spezielle und psychosomatische Schmerztherapeutin, Musikpädagogin und leitet als Klinikdirektorin die Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster.

Foto Vitos Weil-Lahn

Die Musiktherapie hat Renate G. geholfen, mit ihren Schmerzen zu leben. 

Foto Vitos Weil-Lahn

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Hintergrund

Die Vitos Klinik für Psychosomatik Weilmünster nimmt Patient/-innen auf, die unter körperlichen Krankheitssymptomen leiden, obwohl eine körperliche Erkrankung in gründlichen Voruntersuchungen ausgeschlossen wurde oder den Umfang der Beschwerden nicht ausreichend erklären kann. Dazu werden die Zusammenhänge zwischen körperlichen und seelischen Vorgängen betrachtet. Der Mensch wird als „Gesamtmodell“ gesehen, mit der Summe seiner Erfahrungen und bio-psycho-sozialer Prägung.

Der hessenweite Vitos Aufnahmeservice Psychosomatik (Tel. 0800 - 8 48 67 00) ist eine gut erreichbare Anlaufstelle für alle Fragen rund um den Aufenthalt und die psychosomatische Behandlung bei Vitos. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dort informieren über Behandlungsmöglichkeiten, freie Behandlungsplätze und eventuelle Wartezeiten. Außerdem klären sie die Formalitäten für einen Aufenthalt in einer der über ganz Hessen verteilten Fachkliniken oder leiten direkt in die passende Vitos Klinik für Psychosomatik weiter.

Vitos Klinik fuer Psychosomatik Weilmuenster A3 RGB 2

Tags: Veranstaltung, Anzeige, Soziales

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